Woher kommen diese
Heizkosten?
"Die Heizkosten sind zu hoch!
Im Vergleich zu Nachbarn bezahle ich ein Mehrfaches!" - Diese Frage wird
auch gerne gleich selbst beantwortet, indem die Funktion der Erfassungsgeräte
oder die richtige Ablesung bezweifelt wird. Woran kann es aber liegen, dass manche Wohnungen
höhere Kosten haben als andere?
- Wohnlage
Die
Höhe der Heizkostenabrechnung wird maßgeblich vom Heizverhalten bestimmt.
Wer sparsam heizt, erwartet auch eine geringere Kosten. Dennoch gibt es
Faktoren, die den Verbrauch mitbestimmen, die aber vom Komfortbedürfnis und vom
Heizverhalten des Nutzers unabhängig sind. Einer dieser Faktoren ist die
Wohnlage im Gebäude.
In einem Mehrfamilienhaus gibt es innen- und außenliegende Wohnungen mit jeweils
unterschiedlichem Wärmebedarf. Die innenliegende Wohnung hat wärmetechnisch
gesehen die meisten Vorteile, weil die umliegenden Wohnungen sie vor Kälte
(z.B. Windeinflüsse) schützen. Die außenliegenden Wohnungen haben dagegen einen höheren Heizbedarf,
weil sie von den kalten Außenwänden umgeben sind.
Den höchsten Heizbedarf haben Wohnungen im obersten Geschoss mit Randlage. Hier
kann der Heizbedarf um ca. 50 % höher sein, als in einer flächenmäßig gleich großen, innenliegenden Wohnung. Die Wohnlage hat also eine erhebliche Bedeutung für die
Höhe Ihrer Heizkostenabrechnung. Diesen Umstand können Sie nicht beeinflussen.
- Transmissionswärme
(Übertragungswärme)
Oft
wird verkannt, dass auch das Heizverhalten der Nachbarn einen erheblichen
Einfluss auf die eigenen Heizkosten haben kann. Man nennt diesen Aspekt
Transmissionswärme. Untersuchungen ergaben, dass dieser "Wärmeklau"
eine Größenordnung von bis zu 40 % Mehrbedarf an Heizenergie erreichen kann. Der
Extremwert wird erreicht, wenn eine ständig beheizte Wohnung an allen Seiten von
weniger beheizten Wohnungen umgeben ist. Das ist schon der Fall, wenn
Berufstätige ihre Wohnungen während der Abwesenheit nicht beheizen, eine andere,
dazwischen liegende Wohnung aber beheizt wird. Auch das ist kaum zu ändern, wird
aber durch die Abrechnung mit Grund- und Verbrauchskosten in seiner Auswirkung
gemindert.
- Fehler beim Heizen
Außer diesen nicht beeinflussbaren Umständen führt das eigene
Heizverhalten zu einer entsprechenden Kostenbelastung in der
Heizkostenabrechnung. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, möchten wir
die elementarsten Fehler in der Reihenfolge ihrer Bedeutung aufzeigen:
Falsches Lüften ist teuer und gekippte Fenster sind nutzlos. Sie führen in der
Heizperiode kaum zu einem Luftwechsel, sondern nur zu einer starken Auskühlung
von Räumen. Richtig wird gelüftet, indem die Fenster mehrmals am
Tag, am besten mit Durchzug, für kurze Zeit ganz geöffnet werden.
Verbaute Heizkörper verhindern eine ordentliche Beheizung des Raumes. Ein langer
Vorhang oder vorgestellte Möbel reduzieren die Wärmeleistung und erhöhen die
Wärmeverluste. Das kann einen nicht unerheblichen Mehrbedarf an Heizenergie bedeuten.
Ein Grad mehr Raumtemperatur kostet etwa 7% mehr Energie. Die
Durchschnittstemperatur liegt heute in Wohnzimmern während der Heizperiode bei
20°C. Bevorzugt man dagegen 23°C, sind allein dadurch die Kosten um ca 21%
höher.
- Wärmestau
Damit ein Heizkörper seine optimale Leistung abgeben kann, ist eine gute
Luftzirkulation (Konvektion) notwendig. Sind Ihre
Heizkörper mit dicken Vorhängen zugehängt oder mit Möbeln zugebaut, kann die
Wärme nicht ungehindert in den Raum gelangen, weil der freie Zirkulationsweg
verbaut ist. Die Wärme staut sich hinter diesen Barrikaden und kann nur schlecht
in den Raum. Man muss schon aus diesem Grund unnötig mehr heizen.
Durch den Wärmestau hinter Möbeln und Gardinen nimmt aber auch der Wärmeverlust
durch das Mauerwerk und die Fenster erheblich zu. Sie müssen auch aus diesem
Grund stärker heizen. Möbel und Gardinen gehören nicht vor die Heizkörper - auch
wenn es schön aussieht. Zur Vorsicht ist auch bei der Anbringung von
Heizkörperverkleidungen geraten. Achten Sie unbedingt darauf, dass die
Luftzirkulation um den Heizkörper nicht gehemmt wird. Eine Untersuchung des
Fraunhofer-Instituts für Bauphysik bewies einen Mehrverbrauch von 40 % bei
vollständig mit Vorhängen zugehängten Heizkörpern.
- Wärmeverluste durch
Fenster
Das Fenster hat trotz inzwischen guten k-Werten noch lange nicht die
Isolationswirkung einer massiven Wand. Vermeiden Sie an Fenstern die hohen
Wärmeverluste so gut es geht. Lassen Sie bei Einbruch der Dunkelheit nach
Möglichkeit die Rollläden ganz herunter oder ziehen Sie wenigstens die
Übervorhänge zu (wenn Sie damit nicht gleichzeitig die Heizkörper abdecken).
Damit können Sie hohe Abstrahlungsverluste vermindern und viel Energie sparen.
Mit zugezogenen Vorhängen und gleichzeitig heruntergelassenen Rollläden lassen
sich die Wärmeverluste durch das Fenster um ca. 50 % senken.
- Raumtemperaturen
Ob man sich behaglich fühlt, hängt von vielen Faktoren ab. Bewegung, Alter,
seelische und körperliche Konstitution sind nur einige davon. Ganz wesentlich
ist aber die Bekleidung. Wer während der Heizperiode in seiner Wohnung in
leichter Bekleidung herumlaufen will, braucht natürlich eine sommerliche
Raumtemperatur von 22 C und mehr. Die kann ihm nur die Heizung liefern. Und das
kostet Geld.
Im Laufe der Zeit kann so einiges zusammenkommen, wenn man sich dazu
entschließt, auch in der Wohnung lieber mal etwas wärmende Kleidung zu tragen,
um so die Abgabe der körpereigenen Temperatur zu verringern. Das gilt besonders
dann, wenn man nur herumsitzt und keine Bewegung hat, z.B. abends beim
Fernsehen. Bei fehlender Bewegung empfindet man schnell selbst eine
Zimmertemperatur von über 20 C als kalt. Der Griff zum Heizkörperventil ist dann
zwar eine bequeme Abhilfe, aber auch eine teure.
- Zugluft und Dichtungen
Wenn es in Ihrer Wohnung bei geschlossenen Fenstern und Türen zieht, ist das
ein untrügliches Zeichen für mangelhafte Dichtungen. Im Sommer macht das kaum
etwas aus - im Winter kann es teuer werden. Bedenken Sie bitte, dass die
Kunststoffdichtungen in Fenstern und Türen im Lauf der Jahre porös und damit
undicht werden. Eine Erneuerung ist dann unbedingt nötig. Unangenehme Zugluft
unter der Wohnungstür lässt sich heute, z.B. durch eine Dichtungsbürste, die an
der Unterkante der Tür angeschraubt wird, wirkungsvoll verhindern.
- Thermostatventile
Thermostatventile
sollen eine eingestellte Raumtemperatur halten. Das Ventil öffnet, wenn die
Einstellung unterschritten wird - das Ventil schließt, wenn die Temperatur
erreicht ist. Wird der Heizkörper zugebaut oder zugehängt, kann das
Thermostatventil nicht mehr die Raumtemperatur erfassen, sondern nur noch die
erhöhte, gestaute Wärme. Um zur gewünschten Raumtemperatur zu kommen, muss die
Einstellung deshalb höher gewählt werden, als eigentlich erforderlich wäre. Die
Funktion des Thermostatventils ist gestört. Der gewünschte Einsparungseffekt ist
nicht mehr möglich. Lässt sich eine Verbauung nicht verhindern, so sollten Sie
den Heizkörper nach Möglichkeit gar nicht anstellen oder Thermostatventile mit
Fernfühlern verwenden.
Bei Thermostatventilen am Heizkörper und gleichzeitig gekippten Fenstern tritt
ein zusätzliches Problem auf: Die kalte Außenluft fällt auf das Thermostatventil
und täuscht dem Gerät damit einen kalten Raum vor. Das Thermostatventil versucht
dann, die eingestellte Raumtemperatur zu halten und öffnet. Wärme wird dem
Heizkörper zugeführt. Meistens verschwindet diese Wärme aber durch das offene
Fenster gleich wieder nach außen. Bedenken Sie, daß herkömmliche
Thermostatventile eine Frostschutzsicherung haben, die schon bei
Umgebungstemperaturen um 6-10 C öffnen. Diese Temperaturen haben Sie schnell
durch die einströmende Kaltluft am Thermostatventil.
- Temperaturen in der Nacht
Eine moderne Heizanlage besitzt schon eine Nachtabsenkung - Sie merken es,
wenn es am späten Abend nicht mehr so warm ist, wie tagsüber. Achten Sie aber
zusätzlich darauf, dass Sie abends vor dem Zubettgehen die Thermostatventile
herunterdrehen.
- Heizung in Allgemeinräumen
Trockenräume, Waschküchen und Treppenhäuser sind besondere Schwachpunkte.
Hier wird in Mehrfamilienhäusern oft unkontrolliert geheizt, weil viele meinen,
dass es sie selbst nichts kostet. Dabei gehen die Kosten dieser
Allgemeinräume in die Heizkostenabrechnung von jedem ein. Sie sollten
deshalb ein Interesse an sinnvoller Beheizung haben. Im Winter sollten auch alle
Hausbewohner darauf achten, dass Fenster im Treppenhaus, im Trockenraum oder im
Dachboden nicht unnötig geöffnet bleiben. Vor allem in Waschküchen und
Trockenräumen im Keller wird häufig zu viel gelüftet. Das erhöht die
Heizkosten der Mieter in den Erdgeschosswohnungen zum Teil erheblich.
- Luftfeuchtigkeit
Das Temperaturempfinden ist sehr individuell. Friert jemand bei 20 °C, so
ist das einem anderen schon zu warm. Allgemein gültig ist aber, dass feuchte
Luft wärmer empfunden wird als trockene Luft. Es ist also sinnvoll, wenn Sie
eine gesunde Luftfeuchtigkeit halten. Luftbefeuchter oder Grünpflanzen sind
dafür bestens geeignet. Es muss nicht immer ein vollelektronischer
Luftbefeuchter sein. 35-70% relative Luftfeuchte werden von den meisten Menschen
als angenehm empfunden. Sie sparen damit nicht nur teure Heizenergie, sondern
Sie tun auch etwas für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden. Trockene
Heizungsluft macht die meisten Menschen anfälliger für Infektionen der Atemwege.
- Wenn Sie nicht zuhause
sind
Bei längerer Abwesenheit, z.B. im Winterurlaub, ist verständlicherweise
keine volle Beheizung erforderlich. Trotzdem sollten Sie die Räume nicht zu sehr
auskühlen lassen, um Frostschäden zu vermeiden. Außerdem benötigen ausgekühlte
Räume wesentlich mehr Heizenergie, um wieder aufgeheizt zu werden. Verzichten
Sie in jedem Fall auf eine Dauerlüftung während Ihrer Abwesenheit. Haben Sie
Thermostatventile, so stellen Sie diese auf kleine Stellung. Ansonsten öffnen
Sie mindestens einen zentralen Heizkörper und öffnen Sie alle Türen. Das ist in
der Regel ausreichend.
- Luft im Heizkörper
Besonders in den oberen Wohnungen eines Gebäudes kann es schon mal
vorkommen, dass sich Luft im Heizkörper befindet. Man merkt das daran, dass der
Heizkörper gar nicht richtig heizt und größere
Temperaturunterschiede am Heizkörper selbst aufweist. Der obere Teil ist warm, der untere aber kalt.
Der Heizkörper gibt dann nur einen Bruchteil seiner Leistung ab. Die Folge ist,
dass das Heizkörperventil stärker oder länger aufgedreht werden muss, um eine
ausreichende Wärmeabgabe zu erreichen. Es wird dabei aber relativ mehr
Heizenergie verbraucht. Weist ein Heizkörper in Ihrer Wohnung auch bei kalten
Außentemperaturen größere Temperaturunterschiede auf, wird er nicht richtig
heiß, oder hört man gar ein 'Gluckern', dann ist häufig Luft die Ursache. Hier
genügt schon ein Entlüften des Heizkörpers. Hilft das nicht oder hat man öfter Luft im
Heizkörper, dann muss die Heizungsanlage von einem Fachmann überprüft werden.
- Warmwasser
Im Durchschnitt machen die Kosten für das warme Wasser etwa 30%-40% der Heiz-
und Warmwasserkostenabrechnung aus. Sparen lohnt sich auch hier. Wie oft
macht man den Warmwasserhahn auf, obwohl das eigentlich gar nicht nötig ist?
Reste vom Geschirr spülen oder ein schnelles Händewaschen kann man auch mit
Kaltwasser machen. Das kostet weniger als die Hälfte im Vergleich zum
Warmwasser. Bedenken Sie: Um 1m³ Wasser auf 55 C zu erwärmen werden rund 11
Liter Heizöl benötigt. Auch bei der Körperpflege lässt sich sparen: so ist ein
Vollbad sicher ganz angenehm, unter gesundheitshygienischen Gesichtspunkten aber
umstritten und außerdem teuer. Für den Preis eines Vollbades können Sie dreimal
duschen.
- Achtung - nicht
übertreiben
Bei all diesen durchaus sinnvollen Sparbemühungen soll aber ein möglicher
negativer Aspekt nicht
vergessen werden: Geht der Spargedanke beim Heizen zu weit, dann kann es zu
Schäden am Bau kommen. Im schlimmsten Fall mit geplatzten Heizkörpern oder
Wasserrohren. Eine Mindesttemperatur sollten Sie also halten. Häufiger, aber
nicht harmloser, sind dagegen Schimmelpilzbildungen und andere
Feuchtigkeitsprobleme. Diese sind allerdings weniger auf zu geringe
Beheizung, als vielmehr auf mangelnde Lüftung zurückzuführen. Absolut luftdichte
Fenster und zusätzlich zuwenig Lüftung können zu teuren Angelegenheiten werden.
Die beste Beheizung nützt nichts, wenn die feuchte Raumluft nicht aus dem
Gebäude kann.